Die Santa Maria (2016)

24. Juli 2020 | Filmkritik | Michael Brandtner

Die Kunstform des Kurzfilms hat ein bemitleidenswertes Schicksal. Während die Kurzgeschichten von Ernest Hemingway als großartige Werke der Weltliteratur gelten und die typische Länge eines modernen Musikstücks 4 Minuten beträgt, werden kurze Werke im Film nicht so richtig ernst genommen. Meiner Meinung nach völlig zu Unrecht. Deshalb widmet sich meine heutige Kritik Erik Schmitts Die Santa Maria aus dem Jahr 2016.

Fabian Busch
Fabian Busch
Foto: Andreas Reiner
Lizenz: CC BY-SA 2.0 DE

„Huch, der ist ja hochkant!“ Die Santa Maria ist eigentlich nicht für das Kino gemacht. Denn der Film wurde hochkant gedreht, im Smartphone-Format, und nimmt deshalb nur einen geringen Teil der Leinwand ein. Kann man in diesem Seitenverhältnis überhaupt vernünftig filmen? In Die Verachtung (1963) legt Jean-Luc Godard Meister-Regisseur Fritz Lang die Worte in den Mund, das Breitbildformat CinemaScope eigne sich nur für das Filmen von Schlangen und Beerdigungen. Im Gegenzug müsste man dem vertikalen Film wohl vorwerfen, er eigne sich nur für Bäume und Hochhäuser. Regisseur Erik Schmitt, sein Kameramann Johannes Louis und Cutter Steffen Hand beweisen das Gegenteil. Mit einer bunten Mischung aus interessanten Perspektiven und skurrilen Split Screens zeigen sie Filmbilder, die man so wirklich noch nicht gesehen hat.


„Bunte Mischung“ ist vielleicht der falsche Begriff, denn die Film-Noir-Parodie ist den größten Teil seiner gut vierminütigen Laufzeit in kontrastreichem Schwarz/Weiß gehalten. Inhaltlich handelt es sich um eine kurzweilige Aneinanderreihung typischer Versatzstücke des Genres. Der unschuldige Protagonist (Fabian Busch) gerät in ein Komplott mit mysteriösen Gangstern, korrupten Polizisten und einer gefährlichen Frau (Beate Maes). Die Tonspur wird dominiert von einem lakonischen Erzähler, der die Klischees des Films ironisch kommentiert. Dabei betont er stets, dass es sich bei diesem Film um keine Liebesgeschichte handele. Ob er damit Recht behält?

Die Santa Maria ist eine kurzweilige Genre-Parodie im ungewöhnlichen Gewandt und kann über seine kurze Laufzeit ausgezeichnet unterhalten. Durch die kreative Inszenierung hebt Regisseur Erik Schmitt die inhaltlich eher platte Parodie auf ein höheres Niveau.